Familie und Finanzen: So gehen Eltern in der Schweiz mit Geld um

Sep 16, 2020.

Welche Bedeutung hat Geld in Ihrer Familie? Leben Sie nach dem Prinzip Kontostand? Nach dem Lohneingang werden die Daueraufträge ausgelöst und der Rest muss irgendwie reichen. Oder haben Sie ein Budget, das Sie überwachen, damit Sie gut über die Runden kommen? Ist Ihr Familienbudget realistisch genug, damit Sie es im Alltag einhalten können und ungeplante Ereignisse Sie nicht in Bedrängnis bringen? In unserer Serie zum Thema «Familienfinanzen» klären wir diese Fragen zusammen mit unserem Partner, dem Dachverband Budgetberatung Schweiz, und unseren Vorsorge-Experten.

 

Wenn Wünsche und Möglichkeiten nicht mehr vereinbar sind

Ob Eltern nach der Geburt ihres ersten Kindes finanziell unter Druck geraten, hängt in erster Linie von der Höhe ihres Einkommens ab. Entscheidend ist zudem, wie sie in den Jahren zuvor mit Geld umgegangen sind. Manche geben von ihrem mittelständischen Einkommen so viel aus, dass das Konto schon Mitte Monat leer ist. Andere gönnen sich mit demselben Lohn viel weniger und zahlen jeden ersparten Franken auf ein Sparkonto oder in die 3. Säule ein.  

 

In den letzten Jahren zeichnet sich immer häufiger ab, dass die finanziellen Möglichkeiten und die eigenen Ansprüche in vielen Familien auseinanderklaffen. Man will unbedingt schön wohnen, stets mobil sein, in der Freizeit viel erleben und tolle Ferien machen. Das gehört heute für viele zum Standard und kann deshalb zu finanziellen Problemen führen. Zusammen mit den Fixkosten wie zum Beispiel Steuern oder Gesundheitskosten kann ein finanzielles Loch entstehen.  

 

 

Wie Lebensabschnitte Ihre Familienfinanzen beeinflussen

Unser Leben ist geprägt von Ereignissen und Abschnitten, die es verändern. Vom Single werden Sie zum Paar und vom Paar zur Familie. Nach der Kleinkindphase kommt Ihr Nachwuchs in die Schule, danach machen die Kinder eine Lehre oder studieren und werden zu jungen Erwachsenen mit eigenem Einkommen, die vielleicht noch zu Hause leben. Jede dieser Phasen hat andere Auswirkungen auf die Einnahmen und Ausgaben Ihres Familienbudgets.

 

Tipp: Wenn Sie Wohneigentum besitzen, sollten Sie zwingend eine Vollkostenrechnung machen. Das eigene Heim kostet nämlich viel mehr als nur die (verlockend tiefen) Hypothekarzinsen. Bilden Sie Ihren Haushalt in einem Familienbudget realistisch und vollständig ab.

 

Ereignisse wie eine Heirat oder einen Hauskauf initiieren Sie selbst – aber längst nicht alles ist vorhersehbar: Ereignisse wie Scheidung, Invalidität oder Tod sind nicht nur emotional, sondern auch finanziell einschneidend. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich mit diesen Punkten beschäftigen und dies in Ihrem Familienbudget berücksichtigen. 

 

 

Herausforderung Sparen: Wann gelingt es am besten?

Für viele Familien ist Sparen eine grosse Herausforderung. Insbesondere für jene, die so wenig verdienen, dass sie kaum für ihre Existenz aufkommen können, sogenannte Working Poors. Das Problem: Die grössten Budgetposten sind für alle dieselben. Egal, ob man zur Unterschicht gehört oder Vielverdiener ist. Miete, Energie, Steuern, Gesundheitskosten, Lebensmittel, Kommunikation und Mobilität müssen bezahlt werden.  

 

Die beste Zeit, um Geld zur Seite zu legen, sind meistens die Jahre vor der Familiengründung oder nachdem die Kinder ihre Erstausbildung abgeschlossen haben. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Ersparnisse in den Jahren dazwischen nicht aufbrauchen, sondern diese als Notgroschen für Unvorhergesehenes oder für klare Ziele wie Babypause, Weiterbildung oder Wohneigentum einsetzen. Seien Sie nicht frustriert, wenn Sie während der Familienphase nur kleine Summen sparen können. Ganz nach dem Motto «Steter Tropfen höhlt den Stein» kann mit der Zeit trotzdem eine ordentliche Summe entstehen. Je nach Wohnort und Ausgangslage werden Familien zudem unterstützt und bevorteilt, zum Beispiel bei den Steuern, mit verbilligten Prämien, Stipendien oder andere Zulagen für Kinder und Ausbildung.

«Ein neueres Phänomen sind die vielen gut verdienenden Menschen um die Dreissig, die ihr ganzes Geld ausgeben und kaum sparen. Damit stossen Sie bei der Familiengründung schnell an ihre finanziellen Grenzen.»

 

Andrea Schmid-Fischer, Präsidentin Dachverband Budgetberatung Schweiz

Typische Schuldenfallen: Das sollten Sie beachten

Mit ein bisschen gutem Willen und Disziplin können Sie diese drei typischen Schuldenfallen für Familien umgehen:

  • Unordnung in der Buchhaltung. Bearbeiten Sie alle Rechnungen sofort und legen Sie sie systematisch ab. Ein Durcheinander kann zu Ausständen und Mahnungen führen.
  • Steuern nicht im Budget einplanen. Legen Sie regelmässig einen fixen Betrag für die Steuern zur Seite, am besten gleich per Dauerauftrag auf ein separates Konto oder direkt ans Steueramt überweisen.
  • Zahlungsmittel nutzen, die das Konto erst später belasten. Nutzen Sie wann immer möglich Debitkarten, TWINT oder Bargeld. So behalten Sie den Überblick.

 

Was vielen nicht bewusst ist: Auch wer eine Familie gründet, sich trennt oder scheiden lässt, kann in eine Schuldenfalle tappen. Besonders gefährdet ist bei solchen Ereignissen der untere Mittelstand.

 

Trotzdem sollten Sie nicht vergessen, dass weniger Geld nicht per se weniger Lebensqualität bedeuten muss. Es gibt viele spannende Aktivitäten, die kaum Geld kosten: Mit dem Velo zu einem Familienpicknick an den See fahren, macht unter Umständen sogar mehr Freude als ein teurer Wochenendtrip.

Dachverband Budgetberatung Schweiz

Der Dachverband Budgetberatung Schweiz stellt verschiedene Budgetierungsinstrumente zur Verfügung. Neben Budgetvorlagen finden Sie auf budgetberatung.ch oder in der App BudgetCH diverse Beispiele für verschiedene Lebensphasen und Einkommen. Die Budgetbeispiele werden nur bedingt zu Ihrer eigenen Situation passen. Sie vermitteln jedoch einen guten Überblick.

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