Wenn die Familie wächst und das Einkommen sinkt
Eine teure Miete, zwei geleaste Autos und aufwändige Hobbys: Kein Problem, wenn man als Paar zwei Einkommen nach Hause bringt. Selbst mit bescheidenen Löhnen kann man sich als Doppelverdiener einiges leisten. Aber das ändert sich schlagartig, wenn aus dem Paar eine Familie wird und sich das Einkommen merklich reduziert. Wer seine finanziellen Entscheidungen weiterhin aus dem Bauch heraus fällt und die Fixkosten nicht anpasst, wird früher oder später in Bedrängnis geraten. Es ist schwierig, seinen Lebensstandard von einem Tag auf den andern zu drosseln. Fangen Sie deshalb frühzeitig damit an, wenn Sie eine Familie gründen wollen.
Familienbudget erstellen in zwei Schritten
Ein Budget listet alle Einnahmen und Ausgaben auf, damit Sie Ihr Einkommen optimal einteilen können. Beim Dachverband Budgetberatung Schweiz finden Sie leere
Budgetvorlagen zum Ausfüllen. Sie unterstützen Sie dabei, ein persönliches und massgeschneidertes Budget zu erstellen.
Schritt 1: Aktuelle Beträge erfassen
Bei den Budgetpositionen in der Vorlage finden Sie vier Blöcke: Fixkosten, Haushaltskosten, persönliche Auslagen und Rückstellungen. Sie bilden alle Posten ab, die im klassischen Privathaushalt eine Rolle spielen. Unabhängig davon, ob die Rechnungen monatlich, im Quartal oder jährlich anfallen, rechnen Sie sie fürs Jahr und den Monat aus.
Wie ist das gemeint? Teilen Sie also beispielsweise die Serafe-Rechnung (Radio- und Fernsehempfangsgebühren) in der Höhe von CHF 365.– durch 12 Monate und tragen Sie die rund CHF 30.– als Rückstellung in die Spalte «monatlich» ein. Nur so sehen Sie, wie weit Ihr Einkommen tatsächlich reicht.
Tragen Sie zuerst alle Einnahmen und alle anfallenden Ausgaben in die Vorlage ein. Dann listen Sie weitere zu erwartende Kosten wie Zahnarztbesuche oder Ausbildungen und wünschenswerte Ausgaben wie Ferien auf. Die Beträge für Miete, Steuern oder Versicherungen werden Sie genau kennen und eintragen können. Ausgaben für Haushalt, Kleider und ähnliches können Sie aufgrund der Ausgaben in den letzten Monaten oder Jahren schätzen oder sie ziehen unsere Budgetbeispiele zurate.
Schritt 2: Korrekturen anbringen
Ideal ist, wenn Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen sind oder wenn Sie gar einen Überschuss haben. Bei einem Minus sollten Sie Ihr Budget nochmals Punkt für Punkt durchgehen und überlegen, wo Sie sparen können. Wenn der Fehlbetrag klein ist, reichen oft Korrekturen bei den persönlichen Auslagen, die Sie sofort umsetzen können. Wenn viel Geld fehlt, kommen Haushalte leider oft nicht darum herum, sich zu überlegen, ob der Umzug in eine günstigere Wohnung oder der Verzicht auf ein Auto das Problem nachhaltig löst. Allenfalls kann das Minus auch mit einem zusätzlichen Einkommen aufgefangen werden.
Der Dachverband Budgetberatung Schweiz hat
Budgetbeispiele für verschiedene Lebensphasen, Haushaltsgrössen und Einkommen erstellt. Die Beispiele werden von Nutzern manchmal als unrealistisch empfunden. Sie zeigen jedoch gut auf, in welche Richtung die Reise geht, wenn sich der Haushalt nicht verschulden will.
Schritt 3: Langfristige Perspektive
Ob Eltern in einer Ehe oder im Konkubinat leben, ist in Sachen Geld und Vorsorge ein grosser Unterschied. Bei beiden Lebensformen hat die Aufteilung Konsequenzen in Bezug auf die beruflichen Weiterentwicklungschancen und damit einen direkten Zusammenhang zum Lohnniveau. Das hat wiederum einen Einfluss auf die Rollenaufteilung, die Sozialversicherungen und die Vorsorge.
Daher empfehlen wir Paaren, in guten Zeiten zu regeln, was in schlechten Zeiten nicht mehr gut zu regeln ist. Und: Lassen Sie sich in Bezug auf Arbeitsverträge, vertragliche Lösungen mit dem Konkubinatspartner oder anderen Verträge neutral beraten, wenn Sie unsicher sind, ob das eine gute Lösung ist.
Fakt ist: Der Elternteil, der seine Erwerbsarbeit ganz oder in einem hohen Anteil zugunsten der Familienarbeit aufgibt, wird langfristig die höheren finanziellen Einbussen verkraften müssen. Vor allem in Sachen Vorsorge und auch in der Ehe. Dies insbesondere dann, wenn der Partner vorverstirbt.
Zu beachten ist auch, dass geteilte Elternschaft und damit Teilzeitpensen bei beiden Elternteilen ebenfalls langfristige Konsequenzen in Sachen Sozialversicherungen und Vorsorge haben, die es zu bedenken gilt.
Praktisch und gut: Fünf Tipps zum Sparen im Alltag
Tipp 1: Verlockungen widerstehen und Sparziele erreichen
Hier eine tolle Aktion, dort ein Tiefstpreis: Die Verlockungen in Läden und Onlineshops sind riesig. Seien Sie kritisch und überlegen Sie genau, ob Sie ein Produkt wirklich brauchen. Hier lauern im Alltag die grössten Verlockungen und Fallen:
- Aktionen sind nicht immer billiger. Und «Bezahl 2, nimm 3» ist auch teurer, wenn Sie eigentlich nur ein Produkt kaufen wollten.
- Was man Ihnen verkaufen will, steht auf Augenhöhe. Günstigere Alternativen finden Sie meistens ganz unten oder oben im Regal.
- Voller Kleiderschrank? Bevor Sie etwas Neues kaufen, fragen Sie sich, ob ein weiter Pullover wirklich nötig ist.
- Essensreste im Müll sind weggeworfenes Geld. Sagen Sie Foodwaste den Kampf an und tischen Sie ab und zu ein Reste-Buffet auf.
- Vorausschauen spart Geld: Mitbringsel für eine Einladung gibt es auch günstig. Profitieren Sie von Halb- und Viertelpreis-Aktionen.
Tipp 2: Grosse Anschaffungen kritisch durchleuchten
Hinterfragen Sie grössere Auslagen besonders kritisch und stellen Sie sich vor dem Kauf ein paar wichtige Fragen:
- Ist diese Anschaffung wirklich nötig und wichtig?
- Binden wir uns damit vertraglich für längere Zeit an jemanden?
- Müssen wir uns mit diesem Kauf verschulden?
- Liegen danach Projekte wie ein unbezahlter Urlaub oder eine Weiterbildung nicht mehr drin?
Alles, was Ihnen langfristig Flexibilität raubt, sollten Sie kritisch hinterfragen. Oft entpuppt sich die versprochene grosse Freiheit später als Belastung – bei Ratenzahlungen oder langen Vertragslaufzeiten beispielsweise.
Tipp 3: Nicht mit fremdem Geld einkaufen
Eine Anschaffung mit selbst Erspartem zu kaufen, ist immer günstiger, als sie mit fremdem Geld zu finanzieren – also mit einem Konsumkredit. Wenn Sie etwas erst später bezahlen, ist das am Ende immer teurer und aufwändiger. Deshalb sollten Sie sich grosse finanzielle Entscheidungen gut überlegen und sie mit Ihrer Familie besprechen. Sie werden potentielle Fehlentscheidungen besser erkennen und verhindern gleichzeitig, dass der Haussegen schiefhängt.
Tipp 4: Budget kontrollieren und Überblick behalten
Ein Budget macht nur Sinn, wenn Sie es auch kontrollieren. Definieren Sie klar, wer in der Familie für die Einhaltung welches Postens verantwortlich ist. Es gibt unterschiedliche Strategien, um den Überblick zu behalten: Die einen legen Geld in verschiedenen Couverts beiseite. Andere heben wöchentlich einen Betrag ab oder arbeiten mit Listen und Apps.
Wenn Sie nicht bar bezahlen wollen, dann nutzen Sie Debitkarten, die die Ausgaben sofort auf dem Konto abbuchen. Wenn Kauf und Belastung auf dem Konto weit auseinanderliegen, ist es viel schwieriger, den Überblick zu behalten. Geld ist eines der häufigsten Diskussionsthemen in einer Beziehung. Gegenseitige Offenheit beim Thema Finanzen schafft eine solide Basis, um gemeinsam Lösungen zu finden. In der Ehe ist diese gegenseitige Transparenz sogar gesetzlich festgelegt (ZGB Art.163 / Art.170).
Tipp 5: Warnsignale erkennen und reagieren
Verschliessen Sie nicht die Augen, wenn Sie Zahlungen nicht rechtzeitig begleichen können oder wenn Sie Ihr Konto laufend überziehen müssen. Nehmen Sie diese Warnsignale ernst, bevor Ihr Budget zusätzlich mit Mahnzinsen belastet wird. Fragen Sie sich, wie Sie Ihre Situation verbessern können:
- Können Sie Ihre Einnahmen innert nützlicher Frist steigern?
- Bekommen Sie schon alle staatlichen Leistungen, die Ihnen zustehen? Prämienverbilligung, Geburts-, Kinder- und Ausbildungszulagen.
- Schöpfen Sie Ihr Sparpotenzial im Budget wirklich genug aus?