Warum Absenzen drastisch zunehmen – und was Unternehmen dagegen tun können

Sep 15, 2020.

Seit Jahren steigt in der Schweiz die Zahl von Arbeitsausfällen. Diese Mitarbeiterabsenzen lassen auch die Kosten für KMU steigen. In diesem Artikel sind wir der Frage nachgegangen, was die Ursachen davon sind und wie Sie Ihr Unternehmen präventiv davor schützen können.

In kaum einem Geschäftsplan sind sie enthalten. Auch bei der Risikobewertung von Unternehmenskrediten spielen sie nur selten eine Rolle. Und dennoch gehören sie zu den grössten Kostenfaktoren im Betriebskostenmix: Ausfallstunden von Mitarbeitern, sogenannte Absenzen:

 

«Wenn Mitarbeiter ausfallen, ist damit ein hoher organisatorischer und finanzieller Aufwand verbunden. Zudem könnten eventuelle Nachbesserungen oder Gewährleistungen nicht fristgerecht ausgeführt werden. Die daraus resultierenden Folgekosten belasten ein Unternehmen zusätzlich.» Kurz gesagt: Jeder Ausfall eines Mitarbeiters verursacht Mehrkosten. «Im Durchschnitt sind das Kosten in Höhe von tausend Franken», erläutert Joël Dos Reis. Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag zum Thema Berufshaftpflicht.  

 

Laut Erhebungen des Bundesamts für Statistik wurden zuletzt rund 70% aller Absenzen durch Krankheit oder Unfall verursacht. In absoluten Zahlen waren das im Jahr 2019 stolze 197 Millionen Stunden. Insgesamt stieg die Zahl der Absenzenstunden von 2019 bis 2020 um 48 Millionen auf 217 Millionen Stunden mit zunehmender Tendenz.

 

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Absenzen aufgrund Krankheit

Burnout und Allergien liegen an der Spitze

Das Schweizer Bundesamt für Statistik (BFS) führt alle fünf Jahre eine repräsentative Umfrage zur Gesundheit der Bevölkerung durch – zuletzt 2017. Unter anderem wollten die Interviewer von den insgesamt 22‘131 Befragten wissen: «Haben Sie in den letzten zwölf Monaten eine der folgenden Krankheiten oder gesundheitlichen Probleme gehabt?»


Die häufigsten Nennungen:

  • Allergien (24%)
  • Arthrose / Arthritis (14.5%)
  • Depression (6.6%)
  • Asthma (5.1%)
  • Harninkontinenz (4.5%)
  • Osteoporose (3.1%)
  • Chronische Bronchitis (2.4%)
  • Krebs (1.7%)
  • Herzinfarkt (0.5%)
  • Schlaganfall (0.4%)

 

Die Zwischenbilanz der Statistiker: «Die Bevölkerung leidet am häufigsten unter chronischen nichtübertragbaren Krankheiten». Doch auch Infektionskrankheiten seien nicht verschwunden. Allerdings dürften sich die Zunahmen hier spätestens seit Covid-19 sprunghaft verändern.

 

Stress- und Erschöpfungszustände nehmen zu

Was die Umfragen auch zeigen, ist, dass die gesundheitlichen Folgen von Stress am Arbeitsplatz stetig zunehmen: Fast ein Viertel (21%) der im Jahr 2017 vom Bundesamt für Statistik (BFS) Befragten gaben an, im Job «eher oft unter Stress zu leiden. Fünf Jahre zuvor waren es noch 18%. Die Hälfte aller Erwerbstätigen waren laut BFS mindestens drei von insgesamt neun Typen sogenannter «psychosozialer Risiken» ausgesetzt (siehe Schaubild) – eine Zunahme von 4% gegenüber 2012. Dazu das BFS:

 

«Psychosoziale Bedingungen sind arbeitsorganisatorisch bedingt und entstehen unter anderem durch hohen Zeitdruck, geringen Gestaltungsspielraum, fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte oder Mitarbeitende, Diskriminierung oder Gewalt sowie Angst um den Arbeitsplatz und Stress».

 

Finden Sie hier die Erhebung «Psychosoziale Risiken bei der Arbeit» vom BFS.

 

Knapp die Hälfte der sehr oft gestressten Personen (49%) fühlte sich laut Umfrage emotional erschöpft. Das Bundesamt für Statistik warnt: «Die emotionale Erschöpfung gilt als Zeichen für ein hohes Burnout-Risiko und steht in Verbindung mit einem weniger guten Gesundheitszustand».

Psychische Erkrankungen weisen im Vergleich zu rein körperlichen Krankheitsbildern wie zum Beispiel Rückenschmerzen oder Grippe besonders lang andauernde Ausfallzeiten auf. «Unternehmen, die die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden stärken wollen, tun also gut daran, Stressfaktoren am Arbeitsplatz zu analysieren und zu verringern», empfiehlt Hansjörg Huwiler, Leiter Corporate Health beim AEH Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene in Zürich. Der Experte berät Unternehmen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement.

 

Erfahren Sie mehr über Lösungen gegen Stress und Burnout auch auf unserer Website in der Rubrik «Prävention».

 

Teilzeitbeschäftigte sind weniger gestresst

Die Grafik zeigt, wie stark sich Teilzeitregelungen auf die Ausfallzeiten auswirken: Demnach fehlen Mitarbeiter, die weniger als 90% der üblichen wöchentlichen Arbeitszeit leisten, in deutlich geringerem Mass als Vollzeitmitarbeiter. «Ein deutliches Signal dafür, dass weniger Belastung und Stress auch weniger Kosten verursachen», erläutert Hansjörg Huwiler von AEH.

 

Entwicklung Absenzen seit 2010 Schweiz

 

Homeoffice – der neue Krankmacher?

Die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken, schätzt das Wirtschaftsmagazin Saldo achtmal grösser ein, als einen Unfall zu erleiden. Verlässliche Zahlen dazu gibt es zwar nicht, denn die Erhebungen des Schweizer Bundesamts für Statistik unterscheiden nicht zwischen den beiden Hauptursachen für Absenzen. Allerdings zeigen Vergleichszahlen der deutschen Betriebskrankenkassen (BKK), dass Erkrankungen tatsächlich häufiger zu Arbeitszeitausfällen führen als Unfälle.

 

So zeichnet der jüngste «Gesundheitsreport 2019» der BKK (Deutscher Dachverband der Betriebskrankenkassen) ein klares Bild der Arbeitsfehlzeiten für Deutschland: Demnach gingen lediglich 7.2% aller Arbeitsunfähigkeiten im letzten Berichtsjahr 2018 auf Unfälle oder Vergiftungen zurück.

 

Weit häufiger waren die Diagnosen bei den folgenden Erkrankungen:

  • Atmungssystem 30.3%
  • Muskel- und Skelettsystem 15.6%
  • Infektionen 15.2%
  • Verdauungssystem 9.2%

 

Psychische Störungen machten statistisch zwar nur 5.5% der Arbeitsunfähigkeit insgesamt aus, führten jedoch zu einem Anteil von immerhin 15.7% aller Absenzentage. Gemeinsam mit Muskel-, Skelett- und Atemwegserkrankungen gehören psychische Belastungen damit zu den Top-Verursachern von Absenzentagen in Deutschland. Übertragen auf die Schweiz erklärt Hansjörg Huwiler: «Für die Schweiz können wir sagen: Neben Nichtbetriebsunfällen gehören auch hier psychische Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparats – wie zum Beispiel Rückenprobleme – und Atemwegserkrankungen, unter anderem die klassische Grippe, zu den wichtigsten Gründen für Absenzen.»

 

Dabei ist dem erfahrenen Coach, der auch die Geschäftskunden von Generali in unserer Präventions-Academy beim aktiven Gesundheitsmanagement unterstützt, noch ein anderer Aspekt wichtig: «Nicht nur am innerbetrieblichen Arbeitsplatz lauern Gefahren für die Gesundheit wie etwa psychischer Stress oder Haltungsschäden durch unergonomische Rahmenbedingungen. Auch das Homeoffice kann gesundheitliche Probleme verursachen.» Denn häufig fehle es zu Hause an geeigneten Räumlichkeiten, die ein ruhiges und konzentriertes Arbeiten ermöglichen. «Weitere ungünstige Faktoren sind ungeeignetes Mobiliar, ungenügende Fähigkeiten zur Selbstorganisation, die Doppelbelastung durch Kinder und Partner sowie die Schwierigkeit, abends richtig abzuschalten», so Hansjörg Huwiler. Mehr zum Thema Homeoffice finden Sie hier.

«Unternehmen, die die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden stärken wollen, tun gut daran, Stressfaktoren am Arbeitsplatz zu analysieren und zu verringern.»

 

Hansjörg Huwiler, Leiter Corporate Health AEH

Mitarbeiterabsenzen wegen Unfall

In der Freizeit passieren die meisten Unfälle

Neben Erkrankungen verschiedener Art wirken sich vor allem Unfälle auf die Abwesenheitsstatistik am Arbeitsplatz aus. Allerdings stagnieren die Zahler der betrieblichen Unfälle seit Jahren. Im Jahr 2018 verzeichnete das Bundesamt für Statistik (BFS) rund 273‘000 Betriebsunfälle in der Schweiz. Im Jahr 2014 waren es rund 268‘000. Bei den Betriebsunfällen sind die häufigsten Ursachen Ausgleiten (27.6%), mechanische Stösse (25.6%) sowie Schnittverletzung (19.7%). Diese Werte wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren ermittelt.


Dem gegenüber hat die Zahl der Nichtbetriebsunfälle in den letzten Jahren stark zugenommen: Ausgehend von rund 513‘000 Freizeitunfällen im Jahr 2014 steigt die Kurve kontinuierlich an. Im Jahr 2018 wurden bereits 565'000 Nichtbetriebsunfälle registriert. Mit rund 52‘000 Fälle eine Steigerung von fast 10% (9.2%) innerhalb von nur fünf Jahren.

 

Mit 36% den weitaus grössten Anteil an Unfällen ausserhalb des Arbeitsplatzes haben Ereignisse bei Sport und Spiel, von denen hauptsächlich jüngere Frauen und Männer betroffen sind.

«Neben der Zahlung von Versicherungsleistungen ist die Begleitung der Versicherten bei schweren Unfällen Hauptteil unserer Mission.»

 

Joël Dos Reis, Director Claims Centers Bodily Injury

Prävention ist der beste Schutz vor Absenzen

Vorbeugen ist besser als heilen. Das gilt auch für den Gesundheitsschutz im Betrieb.

 

Generali unterstützt Unternehmen mit Informationsmaterial, Workshops und Internetseminaren dabei. Hier eine Auswahl unserer Themen:

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

Wie lässt sich präventiver Gesundheitsschutz erfolgreich umsetzen? Wie können psychosoziale und physische Belastungen im Betrieb ermittelt und ein entsprechender Massnahmenkatalog erarbeitet werden? Was sollten Führungskräfte über das BGM noch wissen?

 

Ergonomie

Welchen Einfluss hat die Gestaltung des Arbeitsplatzes auf Rücken- und Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen? Worauf kommt es am Bildschirm oder bei manuellen Arbeiten an? Wie können bereits entstandene Beschwerden gelindert werden?

 

Psychische Gesundheit

Die Zahl der Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen steigt stetig. Burnout, Suchtprobleme und psychische Störungen sind in der Schweiz bereits die häufigste Ursache für Invalidität. In umfassenden Workshops und Online-Seminaren erfahren Mitarbeitende und Geschäftsführung, wie die psychische Konstitution am Arbeitsplatz gestärkt und geschützt werden kann.

 

Bewegung, Entspannung und Ernährung

Dieses Programm reicht vom Gesundheitscheckup bis zu Ernährungs-, Fitness- und Entspannungsberatung.

 

Arbeitssicherheit und Unfallprävention

Welches Grundwissen müssen Führungskräfte und Mitarbeiter über Unfallschutzmassnahmen haben? Wie wichtig sind regelmässige Audits und Mitarbeiterbefragungen in den Betriebsräumen? Welche Rolle spielen Unfälle in der Freizeit?

 

Absenzenmanagement

Abwesenheitszeiten richtig erfassen und analysieren: Ein systematisches Fehlzeitenmanagement hilft, Absenzen gezielt einzudämmen.

 

Weitere Informationen rund um die betriebliche Gesundheitsprävention von Generali finden Sie hier.

 

Fazit von Generali Experte Joël Dos Reis: «Absenzen verursachen jedes Jahr in Schweizer Betrieben einen immensen Schaden. Schützen Sie Ihre Mitarbeiter und Ihr Unternehmen vor den Konsequenzen: mit einer gründlichen Analyse der Ursachen, geeigneten Präventionsmassnahmen sowie einem finanziellen Schutz durch passgenaue Versicherungslösungen. Wir beraten Sie gerne.»

Über die Autoren

 

Joël Dos Reis ist Director Claims Centers Bodily Injury bei Generali Schweiz. Als Spezialist für die Abwicklung komplexer Versicherungsfälle berät er aus Geschäftskunden bei allen Anliegen rund um Personenschäden und damit verbundene Ansprüche.
 

Hansjörg Huwiler ist Leiter Corporate Health und Ergonom EurErg bei der Firma AEH Corporate Health Experts (aeh.ch), die Generali beim betrieblichen Gesundheitsmanagement unterstützt.

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