«Kritische Geister werden in Äthiopien nicht geduldet»

Apr 14, 2020.

Weil er sich in Äthiopien für ein Projekt einsetzte, das Rollstühle repariert und verteilt, fürchtete Teferi Kassa um sein Leben. Seit seiner Flucht 2016 lebt er mit seiner Familie in Baden und wartet auf sein Asylverfahren. Die Frage nach einer sicheren Zukunft für sich und andere beschäftigt ihn seit jeher.

Schon vor meiner Flucht hatte ich einen Bezug zur Schweiz. Ich führte in Addis Abeba die Werkstatt des Schweizer Vereins «Addis Guzo», in der gebrauchte Rollstühle aus der Schweiz repariert und an Bedürftige weitergegeben werden. Die Arbeit hat mich erfüllt, denn Industrie und soziale Arbeit zusammenzubringen, war schon immer mein Herzenswunsch.

 

Doch kritische Geister werden in Äthiopien nicht geduldet. Als ich mich vor Gericht für die Anliegen des Vereins eingesetzt habe, wurde ich bedroht. Schliesslich trieb uns die Angst vor politischer Verfolgung in die Flucht. 

 

«Die Schweiz ist eine Oase, doch das lange Warten auf den Asylentscheid fiel mir anfangs nicht leicht.»

Seit 2016 lebe ich nun mit meiner Familie in Baden. Die Schweiz ist eine Oase, doch das lange Warten auf den Asylbescheid, nicht arbeiten zu können und nun selber von andern abhängig zu sein, fiel mir nicht leicht. 

 

Als studierter Ingenieur bin ich es gewohnt, Projekte zu entwickeln und umzusetzen. So kam ich auf die Idee, meine Erfahrung beim Upcycling von Spital- und Bewegungshilfsmitteln auch hier für einen guten Zweck einzusetzen. In den Workshops des Start-up-Inkubator Capacity, erhielt ich wertvolle Hilfe, gute Ratschläge und immer wieder Ermutigung. 

 

«Ich möchte das Selbstbewusstsein von jungen Flüchtlingen stärken.» 

Die gesammelten Erfahrungen haben mir dabei geholfen, meinen eigenen Verein «Dreisprung» zu gründen. Seither unterstützt «Dreisprung» junge afrikanische Flüchtlinge, die wie ich auf ihr Asylverfahren warten. Die Jugendlichen werden in der Metallbearbeitung ausgebildet und erwerben dadurch berufliche Fähigkeiten, Lebenskompetenz und Sprachkenntnisse. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und ermöglicht eine bessere Integration. Zudem ist ihre Arbeit sinnvoll: Die Mobilitätshilfen und Krankenhausgeräte schicken wir an das Horn von Afrika.

 

Mir ist es wichtig, meinem Leben einen Sinn zu geben. Wo es mich hinführt, weiss ich noch nicht. Doch dank «Dreisprung» blicke ich zuversichtlich in die Zukunft.

 

 

Unterstützung für «Dreisprung»

Der Verein «Dreisprung» sucht Partnerschaften, Schulungsräume, administrative Unterstützung u.v.m. Kontakt: csr.ch@generali.com

 

Start-up-Inkubator Capacity 

Capacity ist ein Talent- und Start-up-Inkubator für Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund. Sie führen jedes Jahr zwei Entrepreneurship-Programme durch mit einer Kombination aus Mentoring und Workshops im Bereich Business Development sowie Soft-Skill-Trainings. The Human Safety Net, eine Stiftung von Generali Schweiz, unterstützt die Programme von Capacity seit 2019.

 

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