Interview mit Nick Heidfeld

Mai 4, 2020.

Vom Hochleistungs-Boliden mit klassischem Antrieb zur E-Mobilität: Der Rennfahrer spricht über seine Karriere in der Formel 1 und Formel E und gewährt einen Einblick in sein Engagement bei Pininfarina.

Was ist die Formel E und wofür steht sie?

Die Formel E ist eine vollelektrische Rennserie, die es erst seit sechs Jahren gibt und extrem erfolgreich ist. Ich war da fünf Jahre mit dabei. Jetzt bin ich noch als Berater für ein indisches Team unterwegs, das heisst Mahindra. Wir sind immer in Städten unterwegs. Das macht besonders viel Spass. In der Schweiz waren wir zum Beispiel in Zürich und Bern. Weltweit in New York, Moskau und Berlin. Es ist eine sehr coole Rennserie, da man – anders als bei der Formel-1 – bis kurz vor Schluss nicht weiss, wer gewinnen wird.

 

 

Warum engagierst du dich in der Formel E?

Ich war viele Jahre in der Formel 1 und habe danach einige Dinge ausprobiert. Ich fand es spannend, mal was ganz Neues zu probieren. Im Vergleich zu allen anderen Rennserien ist die Formel E ein Event, der an einem einzigen Tag stattfindet. Normalerweise samstags, wo wir Training, Qualifying und Rennen haben. Das macht es sehr anspruchsvoll. Nicht nur für die Fahrer, sondern auch für die Teams und für die Ingenieure.

 

 

Nick, du bist sehr lang am Steuer von Hochleistungs-Boliden mit klassischem Antrieb gesessen. Was war für dich die grösste Umstellung auf die E-Mobilität? 

Es war im Rennsport eine grosse Umstellung, vom normalen Verbrennungsmotor zur E-Mobilität zu wechseln. Vor allem der Sound ist anders. Es gibt aber auch positive Aspekte. Man hört viele andere Dinge, die man vorher nie gehört hat. Zum Beispiel habe ich das erste Mal die Bremsen gehört und die Reifen noch intensiver. Bei mechanischen Teilen kann man so besser wahrnehmen, wenn es Probleme gibt. Ein bisschen schwieriger ist es, wenn es um Wheelspin geht – also wenn die hinteren Reifen durchdrehen. Das nimmt man beim normalen Verbrennungsmotor schon relativ früh über den Sound wahr, über die ansteigende Drehzahl. Das ist bei der Elektromobilität und in der Formel E schwieriger. Da muss man andere Sensoren entwickeln.

 

 

Nun bist du Entwicklungsfahrer und Markenbotschafter von Pininfarina. Bitte erzähl uns von deinem Engagement und deinen Erfahrungen.

Automobili Pininfarina ist eine neu gegründete Marke. Ich bin da unter anderem Entwicklungsfahrer. Es ist extrem spannend, weil es voll elektrisch ist. Das Auto wird fast 2’000 PS haben. Ich glaube, ich bin in einer guten Position, um dort helfen zu können. Wieso? Weil ich zum einen aus der Formel E die elektrische Seite kenne und die Leistung aus der Formel 1 gewöhnt bin. Auf der anderen Seite hat das Auto mehr Power, als ich je erlebt habe. Die Beschleunigungswerte werden enorm sein. Unser Ziel ist es, in weniger als zwei Sekunden von Null auf Hundert zu kommen. Zudem wird das Auto fantastisch aussehen. Nächstes Jahr werden die ersten Autos verkauft.

 

 

Werfen wir einen Blick in die Zukunft von Herr und Frau Schweizer. Was wird unser Mobilitäts-Alltag in Zukunft am meisten prägen? Was denkst du?

Ich bin davon überzeugt, dass sich die Mobilität in naher Zukunft extrem verändern wird. Zum einen hin zur Elektromobilität. Gerade in den Grossstädten hoffe ich, dass dies der Fall sein wird. Denn da stört es, wenn im Winter die stickige Luft immer in der Nase ist. Zum anderen glaube ich, dass es immer mehr in Richtung öffentliche Verkehrsmittel geht. Man wird vielleicht keine eigenen Autos mehr haben. Aber ob da die Elektromobilität der Schluss sein wird, weiss ich nicht. Das wird die Zukunft zeigen. Wir werden mit Sicherheit noch lange Verbrennungsmotoren haben. Es ist nicht möglich, das von einem Jahr aufs andere zu ändern.